NUMMER 10

     

DOLO-MYTHISCHE BEGEGNUNG

Lanfranco Colombo

 

 

Seit ein paar Jahren mache ich zwei Wochen Ferien in der Valsugana - Kur, Diät und Relax im Hotel San Raphael von Roncegno.
Holz dominiert in den Aufenthaltsräumen, in den langen Korridoren hängen Plakate, die noch die Prinzessin Sisi gutgeheißen hat, und unter der Schattenlaube trägt ein knorriger Stamm blühende Glyzinien, auch sie in vollem Jugendstil.
In diesem Ambiente nun eine richtige Dame mit einem Kind an der Hand, das sie Elia nennt. Ich schaue es an und es lächelt mir zu, ohne jeden Anflug von Schüchternheit. Ich habe keine Kinder, also auch keine Enkel. Elia will mein Enkel werden, sieht mich an, zwinkert seiner Mutter zu und sagt Ja zu mir.
Ich glaube, in den Bergen ist das alles möglich.
Das Tal der Valsugana, dort wo die Brenta entspringt, schlängelt sich zwischen Berggipfeln, die, obwohl nicht besonders hoch, wegen des Ersten Weltkriegs 1915-1918 voll von historischen Erinnerungen sind.
In der friedvollen Atmosphäre des weitläufigen Parks habe ich angefangen, mit der Mutter des mir zugelaufenen Enkelchens zu sprechen. Mariapia heißt sie und schnell entdecke ich, dass sie Chefredakteurin einer Zeitschrift ist, deren Name „ L'Eco delle Dolomiti“ schon ausreicht, mich sofort in sie zu verlieben - ins Papier, den Druck, das Layout, die Fotos, einfach alles, das so richtig nach meinem Geschmack ist. Und, ohne danach gefragt zu haben, liegen im Speisesaal drei Ausgaben auf meinem Tisch. Halbjährlich erscheint das Heft.
Verleger ich, Journalist, Skifahrer, Bergsteiger, alles „Ex-“ mit meinen mehr als 86 Jahren, und jetzt nur noch Fotograf und Begeisterter der Berge.
Mariapia erlaubt mir, bei der Zeitschrift mitzuarbeiten, und mir würde es gefallen, für jede Ausgabe einen Gebirgsfotografen zu wählen, der in meiner Galerie „Il Diaframma“ vorgestellt werden sollte. Ihre spontane Zustimmung hat mich an den ersten Gipfel erinnert, den ich mit 14 Jahren erstürmt habe. Welch ein Glücksgefühl!
Meine Dame, ich bin nicht Rigoni Stern oder Dino Buzzati, um ein paar alte Bekannte zu nennen, und schon gar nicht Walter Bonatti, zu dem ich in Foto-Telefon-Kontakt stehe, aber ich werde alles tun, mich voll einzusetzen!

 
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