dezember 2012
Nummer 12

SOVANA IN DER KUNST

Francesca Ventura

 

Eco delle Dolomiti 12 - Editoriale

Ich bin jedesmal aufgeregt vor einem Debüt. Ich bin aufgeregt, wenn ein Konzert ansteht, aufgeregt, wenn wir einen Film zeigen, und wie denn erst, wenn ein Stück von mir aufgeführt wird, in dem meine Tochter debütiert!
Ich mache mich fertig, öffne das Fenster und blicke hinauf zum unendlichen Himmel, der dicht mit Sternen übersäht ist. Es ist eine mondlose Nacht, die nur von den fernen, flackernden Lichtern von Sorano und Pitigliano erhellt wird. Fern ragt der dunkle Schatten des Monte Maiata. Der Geruch des Waldes, der die etruskische Nekropole schützt, umfängt mich mit seinem Hauch der Macchia, der vermischt ist mit den Düften aromatischer Kräuter, von Jasmin und der Glyzinie, die aus dem Garten kommen, wo das junge, mit den Vorbereitungen des Empfangs beschäftigte Team fröhlich dabei ist, das für nach der Aufführung vorgesehene Buffet aufzubauen.
Ich gehe zum anderen Fenster, um einen Blick auf die verspäteten Zuschauer zu werfen, die sich beeilen, die Piazzetta Sovana zu verlassen, auf der mein Haus und damit auch mein Theater liegen: Palazzo Bourbon del Monte.
Mein Vater hat mehr als fünfzehn Jahre damit verbracht, den kleinen Palazzo in seinem ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Ich glaube, er würde sich freuen, wenn er sehen könnte, dass das im 16. Jahrhundert vom Architekten Vignola gebaute Haus zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgekehrt ist. Ja doch, denn hier, genau in diesem Salon, wo meine noch ganz kleine Tochter gern mit dem Fahrrad fuhr, in diesem Salon, der aus einem leeren Raum zum Wohnraum geworden ist und sich vom Wohnraum zum Theater gewandelt hat, gerade hier wurde vor fünfhundert Jahren Musik gemacht. Musik für den Bischof Bourbon del Monte, wenn er in Sovana Station machte, um Steuern zu erheben.

SOVANA IN DER KUNST

Deshalb steht der kleine Palazzo zwischen zwei Kirchen: der alten Kirche von San Mamiliano, die heute ein Museum ist und den berühmten wieder aufgefunden Schatz zeigt; und Santa Maria, einer herrlichen romanischen Basilika, die ein selten schönes Ziborium aus Stein beherbergt, dem einzigen Zeugnis vorrömischer Kunst, das es in der Toskana gibt.
Jetzt, da mein Blick über all das geschweift ist, was mich umgibt und das ich liebe, bin ich ruhiger geworden. Ich schließe die Fenster und gehe hinunter. Im Zimmer meiner Tochter, das während der Festspiele zur Künstlergarderobe umfunktioniert wird, herrscht die übliche Premierenpanik. Die Schauspieler mit ihren Kostümen aus dem vorigen Jahrhundert sind bereit: aufgeladen, konzentriert und verschreckt. Sie sind also so, wie sie zu sein haben.
Ich „segne“ sie mit der üblichen Glückwunschformel, öffne den Vorhang, der uns vom Saal trennt, und steige auf die Bühne, um den Beginn der Vorstellung anzukünden. Der rauschende Applaus, der mich empfängt, erinnert mich daran, dass ich im kommenden Sommer auf diesen Brettern mit dem fünften Gesang von Dantes Inferno debütieren werde: einem Konzert für Ballett, Stimme und Orchester... und dann werde ich die sein, die es mit der üblichen Glückwunschformer zu segnen gilt!