juni 2013
Nummer 13

TOUR DE POLOGNE

Zwei Etappen auf den Straßen des Trentino
mit den sagenhaften Steigungen der Dolomiten

Nicoletta Zardini

 

Tour de Pologne - Image

 

Eine Gegend, in der sich Europas Norden und Süden treffen, am Fuß der Alpen, mit einer durch das gewaltige Werk der Gletscher und dann der Korrosion des Flusses Etsch geformten, leicht befahrbaren Talsohle. In ihrem Osten und Westen führen seitliche Täler zu den Hängen der von Unesco einstimmig zum Weltnaturerbe gekürten Dolomiten. Straßen und Kehren, die auch den Fans des Radsports in Jahrzehnten des Giro d’Italia wohlbekannt geworden sind, der 2013 hierher ins Trentino mit dem Bergzeitfahren Mori-Polsa und dem Parcours der großen Dolomiten-Etappe, dem 20. und vorletzten Teilstück, zurückkommt (gazzetta.it/Speciali/Giroditalia/2013/it/).

Das Trentino, das touristisch eine Spitzenposition in Italien einnimmt, regt mit den unterschiedlichsten Angeboten zu seiner Entdeckung an. Eine Vielzahl von Sport- und Freiluftinitiativen, deren Grundlagen die mannigfaltige Schönheit der Natur, die fachliche Kompetenz der Organisatoren und die vorhandenen Infrastrukturen sind, laden zum Besuch. Dazu kommen Geschichte, Kunst und Traditionen mit einem Kulturschatz sakraler und ziviler Bauwerke, von denen Palazzi, Kirchen, Burgen und mittelalterliche Ortschaften in einer Entwicklung zeugen, die von den tiefen und von alters her verflochtenen Beziehungen zwischen rätischen Völkern und Römern, Langobarden und Karl dem Großen und insgesamt dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation berichten.
Nicht zu vergessen sind dabei der berühmte fürstbischöfliche Sitz des Konzils von Trient, das k&k Kaiserreich und der Anschluss an Italien zu Ende des Ersten Weltkriegs, von dem noch an die achtzig beeindruckende Befestigungen erzählen und dessen für 2014 geplantes Jahrhundert-Jubiläum zur Gelegenheit von besonderen Events, Besichtigungen und Tourismus-Initiativen im Rahmen von Geschichte und Natur werden wird.
Das Trentino ist auch reich an Früchten der Erde. Das mit Jahrhunderte alter Liebe und oft heroischem Einsatz bearbeitete Land dankt seinen Bewohnern mit hervorragenden Bodenfrüchten und Weinen, an die sich die Besucher auch zurückgekehrt nach Hause gern erinnern. Ein Beispiel für alle: die großen Weine und der edle Sekt mit dem Ursprungszeugnis Trento DOC.
Die Polen, die der Tour de Pologne mit ebenso viel Aufmerksamkeit und Begeisterung folgen wie die Italiener ihrem „Rosa-Rennen“, werden im Trentino Neues erleben. Ausgelöst hat das das Team des polnischen Radsportchefs Lang, das beschlossen hat, die ersten zwei Etappen der Rundfahrt von 2013 ins Ausland zu verlegen – so wie das inzwischen für die großen Radsport-Ereignisse zur Gewohnheit geworden ist.

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Die erste Etappe von Rovereto nach Madonna di Campiglio zeigt die „Stadt des Friedens“ und den Gardasee, der, ein bisschen nordischer Fjord und ein wenig Mittelmeer, dem Tourismus der Romantik des 18. und 19. Jahrhunderts so lieb war. Der Aufstieg führt dann durch das Rendanatal mit dem Etappenziel zu Füßen der Brenta-Dolomiten, von denen international berühmte Bergsteiger stammen und wo es heute ein Skigebiet mit über 160 km Pisten und fortschrittlichsten Liftanlagen gibt (www.skirama.it).
Madonna di Campiglio, dessen Gastlichkeit auf die österreich-ungarische Tradition des Fremdenverkehrs zurückgeht, ist heute einer der hauptsächlichen Treffpunkte des sportlichen und mondänen Jetsets. Glanzpunkte seiner Veranstaltungen sind der Slalom des Alpinen Ski-Weltcups „3-Tre“ und „Wroom“, das Wintertreffen des Zirkus von Formel 1 und MotoGp.
Die zweite Etappe der Tour de Pologne startet in Marileva, in dem Val di Sole, das im Juni 2013 das zweite Jahr hintereinander in Commezzadura eine Etappe des Weltcups der Geländefahrräder beherbergen wird, nachdem dort 2008 die Weltmeisterschaft von Mountainbike & Trials und 2011 die Endveranstaltung des Weltcups ausgetragen wurden (valdisoleevents.it).
Bergab entlang des Bergbachs Noce durchquert die Etappe die Obstgärten des Nonstals, das die Eingeweihten wegen des Melinda-Pokals kennen und weil es die Geburtsgegend von Maurizio Fondriest ist. Weiter geht es bergauf durch das Cembratal, der Heimat der Familie Moser, und bis zum Fleimstal, in dem gerade kürzlich die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften ausgetragen wurden.
Hier spielen Langlaufski und Radsport eng zusammen, wobei die winterliche Strecke der Marcialonga zur Fahrradpiste des Talgrunds wird, die sich bis ins Fassatal hinzieht. Dort, in Canazei angekommen, beginnt auch für die zweite Etappe der Tour de Pologne der sagenhafte Aufstieg zum Pordoijoch (tourdepologne.pl).

DAS TRENTINO MIT DEM RAD
„Naturnahe“ Emotionen und gesunder Wettkampf

Den Radsport-Begeisterten bietet das Trentino elf nach Schwierigkeitsgraden aufgelistete Radfahrwege, die durch alle Täler führen, insgesamt mehr als 400 km messen und über Raststätten „Bicigrill“ verfügen, die auch als Informations- und Servicecenter dienen.
Das ist das Rüstzeug des immer besser werdenden Angebots für den Fahrrad-Tourismus im Trentino, das über ausgeschilderte und kartographisierte Radwege, Servicekombinationen wie Zug+Rad, Neuheiten wie den Verleih von Elektrorädern mit dazu gehörendem Werkstattservice, Fahrrad- und Mountainbike-Verleih, Sicherheitskit, einen nicht standortgebundenen Annahme- und Rückgabeservice von Leihrädern und einen guten Service von Verkehrsinformationen verfügt.
Details dazu auf der Website: ciclabili.provincia.tn.it.
Für die Liebhaber von Mountainbike gibt es Tausende von Kilometern geeigneter, für das Bergland typischer Waldwege und unbefestigter Pfade, und auf denen es Liftanlagen, die fachliche Assistenz von Mountainbike-Schulen und -Lehrern und einen gut bestückten Kalender sportlicher Events aller Klassen gibt (trentinomtb.com).