Danilo Rossi
Ascanio Celestini
“Ich erzähle mein Zeugnis, mein Zeugnis ist fast immer ein Zeugnis eines Zeugnisses, fast niemals ein direktes Zeugnis, ganz im Gegenteil, ich erzähle nie, Zeuge eines Ereignisses gewesen zu sein, ich bin Zeuge eines Zeugnisses, das Ereignis, dessen Zeuge ich bin, ist die Erzählung. […] [Ich erinnere mich] ein weiteres Ereignis, von dem ich erzähle: das Ereignis ist die Person, die mir die Dinge erzählt ”
“Mein Großvater sagte, dass ich, bevor ich eine Geschichte erzählen will, erst einmal wissen muss, was für einen Duft sie versprüht …” |
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Der Sonnenaufgang in den Dolomiten: Treffen in der Segantini-Hütte der Berggruppe Presanella
Das Erwachen der Gipfel, begleitet von der Erzählung von Ascanio Celestini und den Noten von Danilo Rossi.
Marco Delugan
Ein Treffen inmitten der Riesen. Auf der einen Seite der atemberaubende, sublime und imposante Zauber der hohen Berggipfel, die sich im intimen und feierlichen Moment des Erwachens, in den ersten Morgenstunden, noch außergewöhnlicher zeigen; auf der anderen Seite das begeisternde und gefestigte Talent des gewandten Erzählers Celestini, begleitet von Danilo Rossi, erste Solistenviola des Orchesters des Scala-Theaters. Celestini erzählt, und das auf meisterhafte Weise. Die erzählten Geschichte beziehen sich auf die persönliche, doch auch gemeinschaftliche Erinnerung und gerade aus diesem Grund ist es fast unmöglich, sich seinen Monologen gegenüber gleichmütig zu zeigen, die sich direkt ans Herz zu wenden scheinen. Er wirkt auf die Erinnerung und die mündliche Erzählung ein, den Gesang, die Melodien, die Riten und Volksmärchen, auf unsere schon fast verlorenen Schätze. Dies schon seit jeher, aus einem Bedürfnis heraus, bewogen durch eine angeborene anthropologische Berufung und eine familiäre Tradition. Celestini ist sich bewusst, dass eine fünfzig Jahre alte Geschichte dabei helfen kann, die heutigen Ereignisse zu verstehen; doch ist er zudem davon überzeugt, dass der Geschichtsunterricht leider nichts nützt. Dienlich ist es hingegen, die Dinge von dem tagtäglichen Standpunkt aus zu betrachten, zu wissen, welchen Einfluss die Ereignisse wirklich auf das tägliche Leben haben. Und so entsteht seine Studie, ein Archiv mündlicher Zeugnisse: und die einzelnen Geschichten, Leben, Erfahrungen, die theatralisch überarbeitet und sodann erzählt werden, entwickeln sich zur Epik und zusammen geben sie der bedeutenden gemeinschaftlichen Geschichte einen Sinn. Wichtig ist, zu erzählen, zu überliefern und zu vermeiden, dass die Erinnerung verloren geht.
Vorgesehener Treffpunkt mit Celestino ist demnach am 14. Juli bei Sonnenaufgang, in einer von Kunst und Natur geprägten magischen Atmosphäre; eine berauschende und genügende Synergie, die die Anwesenden unvermeidlich bezaubert.
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