Kurz

 

 

 

Die evokative Transparenz des Glases

Ein Hauch von Magie

Cristina Maffei Suomi

 
 

 

Es gibt Erinnerungen, die sehr eng mit unserer Kindheit verbunden sind und für uns eine grosse Bedeutung haben auch wenn sie fuer lange Zeit im Hintergrund unseres Gedächtnisses waren. Die Orte, an denen wir die Anfänge unserer Existenz verbringen, hinterlassen unauslöschbare Spuren in unserem Geist. Sie sind die ”Wurzeln”  auf die wir in schwierigen und traurigen, doch auch in den glücklichen und erfüllten Momenten zurückkehren.
Der Frieden und die Seelenruhe, die wir in diesen Orten spüren, versetzt uns in einen seligen Zustand, der unsere emotiven Grenzen erweitert, unseren Geist wieder aufleben lässt und einzigartige Momente der intellektuellen, manuellen und spielerischen Kreativität erzeugt.
Schon als Kind, als ich die Wege der Antiken Glasbläserei entlangging, hatte ich gerade diese magische Fähigkeit vor Augen, irgendetwas aus einem Hauch von Leben zu erschaffen.
Rund um mich herum spürte ich die muntere Anwesenheit der Personen, die diesen Waldzipfel einst belebten und ich sah ihnen bei ihrer täglichen Arbeit in der Kristallfabrik zu.
Von den Öfen bis zu den Mühlen verfolgte ich jede einzelne Bewegung, die ausgeführt wurde, um einen fast magischen Gegenstand, Frucht der geschickten Hände und eines inspirierten Geistes, zu erzeugen.
Vor meinen Kinderaugen offenbarte sich die Magie des Glases, ein unverständliches Wunder der menschlichen Kreativität. Meine Fantasie schwebte weiter, schenkte den Wünschen Gehör und aus dem glühenden Gemisch bildete sie irreale, fantastische und manchmal auch groteske Formen, die meine Kinderträume belebten.
In diesen Momenten fühlte ich mich wie auf einer Wolke schwebend in dieser antiken Welt, die wenige Sicherheiten bot, doch viel Hoffnung versprach. Ich wünschte mir, eine von ihnen zu sein, ein Bewohner dieses verzauberten Waldes. Ich betrat das Herrenhaus und hörte dem
Stimmengewirr der Frauen zu, ich stieg die Treppe bis zum ersten Stockwerk hinauf und nahm an den lustigen Spielen der Kinder teil. Diese Mikrogesellschaft, die die solide Welt der Handwerker aus der Glasschmelz- und Glasblasekunst darstellt, war für mich eine Quelle der Einbildung, ein Ausbruch der Fantasie, die einzig und allein in jenen friedlichen und evokativen Orten auf natürliche Weise zum Ausdruck kam.
So verspürte ich über mir die Leichtigkeit von pulsierenden, nie berührten, heraufbeschwörten und nie gesehenen Wesen.
Heute bleibt mir nur das Bedürfnis, diese als Kind zurückgelassenen Spuren erneut zu verfolgen, in jenen Wäldern umherzuirren, nicht mehr auf der Suche nach einer fantastischen Dimension, sondern nach dem tiefen Gefühl der Vollständigkeit und der inneren Erfüllung, nach der wir uns alle sehnen und die sich häufig in greifbarer Nähe befindet.


”Vielleicht an einem Morgen, wenn ich durch die Glasluft gehe”(Montale)

 

 

 

 

 

 

 

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