Tomasz Oleksy (POL), 2006
Lucelia Blanco (VEN), 2006
Foto Marco Togni |
|
SPEED ROCK
Faszination Geschwindigkeit
Alessandro Togni
"Wir behaupten, dass die Schönheit der Welt um eine neue Faszination bereichert wurde: die Faszination der Geschwindigkeit."
Mit dieser Aussage, die im Jahr 1909 in Paris verfasst wurde, erklärte Tommaso Marinetti in seinem "Manifesto Futurista" (Futuristisches Manifest) den Willen zur Veränderung.
Die Faszination der Zukunft, die in den Laboren geprägt wird, eröffnet neue Horizonte durch eine neue Wahrnehmung der Welt: die strahlenden Explosionen des Lichts zu beobachten, sich in eine unerwartete Bewegung zu verlieben, einen verstohlenen Blick auf Rotationen/Revolutionen/Evolutionen zu werfen, an einem Abgrund zu spazieren, der mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit in den Himmel führt, den Lauf der Zeit zu verlangsamen, die Gravitation außer Kraft zu setzen.
Speed Rock, das neue sportliche Lebensgefühl, das noch in den Kinderschuhen steckt, beseitigt die Barrieren, die bisher zwischen der Kunst und dem olympischen Gedanken standen.
Speed Rock stellt ein Experiment der Synthese des Tanzes dar: Tänzer auf einer realen/irrealen Mauer versuchen, gedanklich Ballast los zu werden, sich durch Gesten, Intuition und Kraft zu steigern und den zarten Geist der plastischen Vertikalität heraufzubeschwören.
Speed Rock, das diese Beschwörungen und die Charakteren einer glorreichen Zeit wie jener des Futurismus in den Gedanken speichert. "Einzigartige Formen der Kontinuität im Raum", (Umberto Boccioni, 1913); Verzögerung bei der Interaktion der Körper im Raum, einem Ort, der von den Massen in horizontaler Bewegung durchquert wird.
Speed Rock, das darauf abzielt, die Höhen zu erobern, setzt sich mit der Substanz der Materie auseinander und folgt dabei Wegen, die im Vergleich zur Vergangenheit mittlerweile rechtwinkelig erscheinen.
Das alles läuft im "Speed Tempo" der gigantischen Diga Enel von Bissina, im Valle di Daone (Trentino) ab, einen Ort mit der Technologie, die sich in der extremen Fülle der Natur äußert.
Die "große Mauer", die 50 Jahre nach ihrer Errichtung zum "Tempel der Geschwindigkeit" wird, stellt einen Ort dar, an dem sich Emotionen schallend entfachen, um schließlich innerhalb weniger Sekunden zu erlöschen.
Die Synthese des Rhythmus und der Kraft von Evgeny Vaytsekhovsky, die katzenähnliche Eleganz von Tatiana Ruyga, die elastische Harmonie von Valentina Yurina, die explosiven Gesten von Tomasz Oleksy, die Perfektion von Sergey Sinitsyn: die Lieblinge, die Interpreten der "Faszination Geschwindigkeit".
In Gedanken erscheint die kostbare Kindheit wieder: eine kleine Mauer genügt, um sofort zu versuchen, schnell den höchsten Punkt zu erklimmen. Wer weiß, was das ist...
Vielleicht der Wille, Dinge zu überwinden, vielleicht der Wunsch, der uns zur Suche nach den Grenzen treibt, um zu sehen, ob man sie überschreiten kann, vielleicht dieser mysteriöse Sinn des Bewusstseins, der dem Menschen eigen ist... oder vielleicht ist es nur Speed Rock.
Libor Hroza (CZE), 2006 |