In unmittelbarer Nähe des Doms und auf halber Höhe der Via Belenzani schlägt eines der lebhaftesten Herzen der Stadt. Die Stadtgalerie für zeitgenössische Kunst in Trient beschäftigt sich bereits seit Jahren und unter der Mitwirkung der gesamten Gemeinschaft in aufklärender Weise mit künstlerischen Recherchen, die sich bis ins tägliche und soziale Leben ausdehnen. So kam es bereits zu Ausstellungen, Installationen, Performances und Workshops in leerstehenden Fabrikgebäuden, alten Palästen, Bahnhöfen, Hotels, öffentlichen Plätzen und Parks. Denn zeitgenössische Kunst ist Kommunikation ohne Grenzen und ohne Tabus. Im Gegensatz zur Kommunikation mittels Massenmedien, handelt es sich bei einer Kunstausstellung um ein sporadisches Ereignis, welches plötzlich und ohne Vorankündigung spontan und klar in das öffentliche Leben eindringt, denn hier trifft es auf fruchtbaren Boden für neue Weltansichten, individuelle Überlegungen und kollektive Gegenüberstellungen.
Das Ereignis bringt ans Licht, was sonst verborgen bleibt, darunter Themen wie Freundschaft, Wahnsinn, Liebe, Hass und Angst; es bringt geistige Dinge ans Licht und verwandelt sie in Klang, Objekt und Aktion und somit in Kommunikation.
Die zeitgenössische Kunst verkörpert nicht nur die großen Mutationen unserer Gesellschaft in all ihren Bereichen, sondern antizipiert diese sogar. So behauptet der Direktor Fabio Cavallucci, dass ein Künstler wie ein Tier mit langen Fühlern ist. Er weiß nicht alles, er versteht nicht alles und vielleicht können auch wir ihn nicht ganz verstehen, doch da er sich in einer intuitiven, auf Bilder und andere Formen der Sensibilität basierenden Dimension bewegt, besitzt er die Fähigkeit, die gravierenden Mutationen der Gesellschaft aufzunehmen. Und genau das ist die wesentliche Eigenschaft der Kunst in jedem Zeitablauf.
In dieser, den Interpretationen von Herbert Marshall McLuhan entsprechenden Ansicht haben die Künstler wie auch die Menschen von Kultur, Dichter und Musiker die Aufgabe, ein kulturelles, wahrnehmendes, soziales und allgemeines Modell in dem Moment wieder aufzubauen, in dem die Mutationen stattfinden. Daher ist klar, dass die Kunst sowie die Künstler heute in einem Zeitalter des ständigen technischen Wandels die Fähigkeit und die Aufgabe besitzen, zu erkennen, wohin wir gehen und unser geistiges System neu zu formulieren. Ihre Intuitionen werden später mithilfe der Geschichte beurteilt.
So kann sich der Künstler frei bewegen und manchmal Argumente berühren, die für einen Teil der Gesellschaft absolut tabu sind und Provokationen hervorrufen. Dies geschieht jedoch nicht mit Absicht, sondern nur aufgrund des Willens, unser verschlüsseltes System zu ändern, um ein neues zu schaffen und um sich durch einen kleinen, evolutionären Schritt des menschlichen Gedankens weiter zu entwickeln.
Das Gefühl von Ewigkeit der künstlerischen Essenz und der Verlauf der Gegenwärtigkeit und der Aufeinanderfolge ständiger avantgardistischer Entdeckungen werden zu einem Zusammenspiel gegenseitiger Anregungen, welche für Künstler und Organisatoren die akute Dimension des Weltverständnisses am Leben erhält. Denn diese Dimension ist die unvermeidbare Grundlage, aus der eine neue, geniale künstlerische Vision oder eine grandiose Idee für das kommende Ereignis entspringen können.
Das neue Jahr der Stadtgalerie beginnt am 23. November 2007 mit einer Einzelausstellung von Joan Jonas, welche bis März 2008 dauert und von Anna Daneri, Cristina Natalicchio und Roberto Pinto betreut wird; zur gleichen Zeit wird auf der Piazza Dante ein Monument des Künstlers Gillian Wearing aufgestellt, das "Family Monument". Dieses ist der Trentiner Familie
gewidmet und entstand nach Monaten statistischer und humaner Forschungen.Wer sich den jeweiligen Ausstellungen widmen möchte, dem empfehlen wir einen Besuch der Kunstgalerie Boccanera Contemporanea in der Via Milano, die von Giorgia Lucchi geleitet wird und in der bis zum 29. März die Einzelausstellung "Not Now" von Michele Lombardelli mit einem Katalog von Alfredo Sigolo zu sehen ist.Zu den wichtigsten Kunstereignissen im Jahr 2008 gehören die hundert Tage von "Manifesta 7", der europäischen Biennale, die in den Provinzen von Bozen und Trient veranstaltet wird. Dieses Ereignis ermöglicht jungen, aus zahlreichen Ländern stammenden Künstlern, die Gegenwärtigkeit mit neuen Formen und Ideen auszudrücken, konstruktive Gespräche zu aktivieren und ein Diskussionsforum über die gegenwärtige Kunst zu gründen.