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Er war ein Alpinist alter Prägung, Eugenio Benecchi (1907 – 1993), vertrauenswürdiger Zahnarzt von Generationen von Mitbürgern in Casalmaggiore (CR), wo er auch die lokale Ortsgruppe der CAI gründete.
Als Liebhaber der meditativen Einsamkeit der Berge und Anstrengungen geringschätzend hielt er – als Flachlandtiroler – eher als die Erstürmung von Gipfeln selbst den Weg zum Ziel für bedeutsam.
Die Berge, und besonders die Dolomiten, waren in seinen Augen etwas, das es fortlaufend zu entdecken galt, sei es im Winter oder im Sommer, das Vergnügen am Abenteuer und an der Erforschung, nicht nur der Natur, sondern auch von sich selbst, denn zwischen den Felsen nahm er das Gefühl der Hinfälligkeit einer Welt wahr, in der Werte und Ideen immer prekärer und kurzlebiger, von der Abruptheit des Wandels verschlungen wurden.
Diesen und anderen Gefühlen, die ihn beim Bergsteigen in den Dolomiten inspirierten, hat Benecchi grandiose Gedichte gewidmet, von denen wir einige am Ende des Artikels wiedergeben möchten. 1999 wurden eines lyrischen Gedichte („Dopo la scalata“ – Nach der Ersteigung), eine handgeschriebene Erzählung und ein Gebet, das den Kletterern gewidmet war, von dem berühmten Free-Climber Manolo (mit bürgerlichem Namen Maurizio Zanolla) und von dem jungen Enkel Eugenios, Marco Vallari, auf den majestätischen Cimon della Pala (3186 m) gebracht, in einem Stahlkästchen verschlossen und als eine Art Gedenktafel in Erinnerung an eine versuchte, indes gescheiterte Ersteigung des Zahnarzt-Alpinisten 1933 in der Felswand angebracht.
Seit Jugend an von der Höhe begeistert hat Doktor Eugenio – ausgerüstet mit einfachsten Mitteln, jedoch voller Energie und Entschlossenheit – zahlreiche Gipfel bestiegen, gewöhnlich in Begleitung der berühmten Brüder Zagonel aus San Martino di Castrozza, die als Bergführer in die Legenden der alpinen Pionierarbeit eingegangen sind.
Ein bisschen Sportler, ein bisschen Forscher und ein bisschen Soldat: Im Grunde verkörperte Benecchi alle drei Rollen, wohlwissend, dass für den Aufstieg Leichtigkeit und Gleichgewichtssinn eher von Nutzen sind als schiere Kraft, und dass der häufig in Verbindung mit dem Mythos der Berge in Verbindung gebrachte Sinn für Dramatik immer im Gleichgewicht zur Macht der Phantasie im Handeln und in der Kontemplation stehen muss.
Letzten Endes war er es, der den militanten Alpinismus als lebendige Projektion seines keuschen Geistes ersann, ohne Illusionen und ohne heldenhafte Anwandlung, ohne Rücksicht auf Kampfgeist und schönes Gerede. Die Größe dieses Mannes der Alpen lag daher auch in seiner Bescheidenheit, dem Bemühen und dem melancholischen und dennoch lebendigen Bewusstsein der äußeren Umgebung, die aus der Wahrnehmung der „Herausforderung“, also seiner menschlichen Begrenztheit gegenüber dem Universum und seiner göttlichen Schönheit herrührten.
Wenn nun jemand, der seine dem Zauber der Gipfel gewidmeten Werke liest, diese als etwas emphatisch einstuft, reflektiert dies den Umstand, dass dieser Stil in Wirklichkeit spontan und ganz der Empfindsamkeit und der Beseeltheit eines weisen und raffiniert diskreten Enthusiasten für das aktive Leben entsprechend klingt.
Nach der Ersteigung
Ich habe den Gipfel erreicht!
Habe für Stunden mit der Kälte des Granits gekämpft,
mit der Besessenheit der Leere,
mit der Angst.
Ich habe den Gipfel erreicht!
Und mein Blick schweift
über tausende Zinnen und Nadeln,
die, so weit das Auge reicht,
aus den zarten Schleiern der Wolken
wie Speere dem Himmel entgegen
schnellen.
Ich habe den Gipfel erreicht!
Und endlich,
in der kalten Stille des Morgens,
unter der makellosen
blauen Weite, die mich überragt,
kniend auf dem nackten Fels,
breite ich die noch vor Erschöpfung
zitternden Arme aus
und spreche allein
mit Gott! |
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La vetta
Valeria Pontoglio |
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Altes Edelweiß
Süße Blume der Alpen, Stern der Berge,
den ich zwischen den Blättern eines Notizbuchs wiedersehe,
gepresst auf dem Stängel das Köpfchen,
gleich wie schon schlummernd in ewigem Traum.
Mit der Krone als weißem Heiligenschein
aus wolligen und hängenden Blütenblättern,
scheint sie dir aufgehalten, schmerzvoll und müde
zwischen jenen vergilbten, entfalteten Blättern.
Ich betrachte dich und denke an die Berge, an den Wind
der schneebedeckten Gipfel über den Gletschern,
an den klaren Himmel über einem weiten Tal:
und ich spüre dabei ein bitteres Besinnen im Herzen,
eisig wie das Eis der Schneefelder,
ob meiner nunmehr vergangenen Jugend…
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