NUMMER 9

     

IM EINKLANG MIT DER NATUR

Noris Cunaccia

 

Ich liebe mein Land, in dem ich geboren bin, von den Tiefen der Täler bis zu den Almweiden, von dem Unterholz bis zu den höchsten Gipfeln, wo sich die Vegetation mehr und mehr lichtet. Wenn man als erster durch das frische Gras streift oder über die saubere und feste Erde läuft, wird man von dem Gefühl einer gewissen Ursprünglichkeit übermannt, von diesem einzigartigen Gefühl, das erste menschliche Wesen auf dieser Welt zu sein. Und man schaut sich um und die eigenen Spuren scheinen bestätigen zu wollen, dass man hier vorbeigekommen ist. Man hinterlässt Spuren als Zeugnis seiner Anwesenheit und bekommt im Gegenzug die Bestätigung zu existieren, mit der Natur und einem Teil des Universums in völliger Symbiose zu stehen. Umherirren, wandern, wo die Gewässer von den Bergen fließen und die friedliche Atmosphäre das Herz umschließt, die Gedanken befriedigt und in Verbundenheit mit den Klängen jede Empfindung mildert, indem sie die Aufmerksamkeit auf die Landschaft richtet, die sich rundum und außerhalb des eigenen Ichs erstreckt, in gleichzeitigem harmonischem Einklang mit dem Reellen und dem Fantastischen. Aus Leidenschaft habe ich mich entschieden, Sammlerin von Wirtspflanzen zu werden. Diese traditionsreiche Aktivität bedeutet jedoch auch Mühe und Entbehrung und entsteht aus dem Bewusstsein und der Erkenntnis, dass uns diese Pflanzen von der Natur geschenkt wurden, damit wir sie bewahren und pflegen. Und nähert man sich einer Pflanze, die treibt, einem Samen, der keimt, einer Blüte, die sich im Tageslicht öffnet... so muss man dies auf Zehenspitzen, auf rücksichtsvolle und kontemplative Weise tun. Andernfalls ist die Blüte sofort zertreten, die Knospe sofort gebrochen.

 
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